Hallo und Willkommen in der neuen Rubrik „AAF-Skywatch“!
Dieser neue Thread soll ein bißchen Appetit auf die Astronomie machen. Abseits der flüchtigen Meldungen in den Weiten des Internets soll hier mit eigenen Teleskopaufnahmen die nähere Himmelsnachbarschaft schmackhaft gemacht werden.
Wie ich schon einmal erwähnte bin ich seit frühester Jugend ein Hobbyastronom und schaute immer wieder seit der Zeit mit meinem Teleskop Richtung Sternenhimmel.
Jetzt hatte ich die letzten Jahre eine kleine Pause eingelegt und das alte Teleskop schön im Schrank verstaut. Doch vor Kurzem dachte ich mir – wieder raus damit und den letzten Ausschlag gab ein verlockendes Angebot im Internet eine gebrauchte CCD-Kamera für Teleskope äußerst günstig zu erwerben.
Nun, hatte ich zwar Erfahrung in der Handhabung von Teleskopen, aber die Astrofotografie bedeutet absolutes Neuland für mich. Es gibt da einige technische Hürden zu überwinden und die CCD-Kamera, die einen Farb-CCD-Chip besitzt, ist sowieso ein „Sensibelchen“. Aber warum sollte es mir besser gehen als den NASA-Technikern, die zwar eine 100.000 Mal teurere CCD-Kamera an Bord ihrer Sonden haben, aber nichtsdestotrotz zusätzlich mit der kosmischen Strahlung im Weltall zu kämpfen haben (siehe auch dazu http://aaf-backup.forenworld.at/viewtopic.php?p=25#p25). Und was für ein Sensibelchen so ein CCD-Chip ist, durfte ich am vergangenen Samstag (8.10.2011) auch voll erfahren.
Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere Leser in diesem Thread auch einen Guster/Appetit auf´s eigene „Sternschauen“ entwickeln würde und dadurch vielleicht sich ein günstiges Teleskop zulegt.
Doch jetzt erstmal zu einigen Beispielen:
Wenn wir derzeit in den Sternenhimmel blicken, dann können wir – und das sage ich jetzt absolut einfach und unastronomisch – links neben dem Mond einen sehr hellen Stern ausmachen. Das ist natürlich ein Planet und zwar Jupiter!
Ein sehr vielversprechendes Objekt des Beobachtens. Allerdings hatte ich an dem besagten Samstag (8.10.2011) etwas mit wetterbedingten Schwierigkeiten zu kämpfen.
Samstag gegen 2.20 Uhr gab es starke „Luftunruhe“ in der Atmosphäre und das bedeutet etwas unscharfe Konturen in den beobachteten Objekten. Genau diese Luftunruhe ist übrigens auch für das oft beobachtete „Flackern von Sternen“ verantwortlich. Die Luftmassen in der Hochatmosphäre lassen das Licht „schwanken“.
Hier Aufnahmen von Jupiter und seinen Monden von 2.20 – 2.25 Uhr:
Ich habe beide Aufnahmen hier reingestellt, weil man anhand beider Aufnahmen sehen kann wie das Licht flackert. Trotzdem kann man das Licht, das vom Jupitermond Io zurückgeworfen wird gut als gelblich/orange interpretieren und Io ist ja ein gelber Mond. Leider ist die CCD-Aufnahme nicht so exakt wie im Teleskop zu sehen – da kann man auch die 2 typischen dunklen Streifen in der Jupiteratmosphäre erkennen.
Eine weitere Aufnahme von Jupiter machte ich gute 21 Stunden später und siehe da: die Monde haben erstaunlich ihre Positionen verändert. Leider waren die Wetterbedingungen ganz schlecht. Die Wolken rissen zwar auf, aber darüber war eine „milchige Dunstschicht“ und dadurch wurde die Aufnahme nicht sehr gut – difus und unscharf, aber die Monde doch zu erkennen:
Rein um die Bewegung der Monde innerhalb von 21 Stunden nochmals darzustellen, mußte ich die Aufnahmen durch eine Formatierung in ein GIF – Format nochmals verschlechtern, aber sonst hätte ich keine Animation daraus machen können:
Trotz Bildverschlechterung kann man die Bewegung der 4 Monde gut erkennen!
Hier noch ein paar Daten der Monde:
Die Reihenfolge der Monde ist: Io, Europa, Ganymed und Callisto
Io
Ist der innerste Mond im Jupiter-System
Entfernung zu Jupiter: ca. 422.000 km Umlaufzeit: ca. 1,8 Tage Durchmesser: 3.630 km
Europa
Entfernung zu Jupiter: ca. 671.000 km Umlaufzeit: ca. 3,5 Tage Durchmesser: ca. 3.138 km
Ganymed
Entfernung zu Jupiter: ca. 1.070.000 km Umlaufzeit: ca. 7 Tage Durchmesser: ca. 5.262 km
Callisto
Entfernung zu Jupiter: ca. 1.883.000 km Umlaufzeit: ca. 16,8 Tage Durchmesser: ca. 4.800 km
Es ist schön, daß man auch als „Otto Normalverbraucher“ diese Himmelsmechanik innerhalb weniger Stunden nachvollziehen kann.
Zu guter Letzt auch noch 2 Aufnahmen unseres Erdmondes, ebenfalls vom Samstag noch so vor Mitternacht gemacht. Leider war der bereits erwähnte Dunstschleier am Himmel auch beim Mond das Problem, das die große Aufnahme leider unscharf wurde – eben aufgrund dieser milchigen Dunstschicht:
Falls es Zeit, Wetter und Sichtbarkeit zulassen, werde ich bei Gelegenheit hier noch ein paar Himmelsnachbarn vorstellen. Weiters muß ich mich noch in die Praxis mit der CCD-Astrofotografie-Technik für Teleskope einüben. Jedoch alles zu seiner Zeit.
ÜBER EINE NACHT MIT DEM MOND, DEN PLEJADEN UND EINER HYSTERISCHEN CCD-KAMERA
Hallo zusammen,
wieder einmal verbrachte ich eine Zeit mit dem Teleskop unter dem Sternenhimmel – diesmal des 16.10.2011!
Es gibt Lustiges und Interessantes zu berichten. Zuerst zum lustigen Teil:
Die Eigenheiten und Ticks der CCD-Kamera sind eine Sache für sich. Es kam zu einer technischen Störung! Ich wagte es mir zu erlauben, die besagte CCD-Kamera einer Art „Temperaturschock“ auszusetzen – das wäre eine mögliche Erklärung dieser technischen Verzerrung, die dann später auftrat. Das heißt konkret abrupt von beheizten 23° C in eine Außentemperatur von 7° C! Das würdigte der CCD-Astrochip scheinbar mit Freudlosigkeit und erheblicher Störung in Form von Verzerrungen des Teleskopbildes.
Resultat: ein eiförmiger Mond!
So lustig dieses verzerrte Mondbild auch aussieht – so sehr macht es mich traurig, daß in den Weiten des Internets – vor allem bei YouTube-Endzeitjunkies solch ein theoretisch aufgestöbertes Bild wohl wieder die Hyperventilation zu Tage fördern würde und wahrscheinlich von Raumverzerrungen und Dimensionseintritten in den Mondorbit fantasieren ließe und allerlei Abstruses in eine ungenießbare Suppe gemixt würde.....dabei war dem CCD-Chip vermutlich nur ein Temperatur-Schock als Ursache versetzt worden.
Durch sowas entsteht Internet-Bullshit.
Nach einer gewissen Zeit der versuchten Temperaturanpassung (CCD-Kamera runter vom Teleskop und CCD-Chip freilegen und eine gewisse Zeit offen liegen lassen) wurde auch eine Besserung feststellbar.
Egal ob nun der Temperatur-Unterschied oder ein anderes technisches Gebrechen, der CCD-Chip erholte sich zunehmends. Ich darf nebenbei an dieser Stelle versichern, daß der Mond in real keinerlei Verzerrungen zeigte. Nur für die besonders skeptischen Leser angemerkt!
Und schließlich konnte ein schönes Bild des Mondes abfotografiert werden:
Meine Lehre aus dieser Begebenheit: sicherheitshalber vor dem nächsten Gebrauch des Geräts zuerst mal eine gute Viertelstunde in die Außentemperatur bringen und anpassen lassen.
Kommen wir zu einem weiteren Ziel der Beobachtung: den Plejaden
Die Plejaden sind ein offener Sternhaufen und erscheinen dem Beobachter wie eine Ansammlung von Diamanten. Sie sind besonders schön durch das Teleskop zu beobachten, wenn man eine kleinere Vergrößerungsstufe wählt, da man sie im Gesamtbild sehen sollte. Zu große Vergrößerungen nehmen dem Sternhaufen den Glanz des Gesamteindrucks.
Nun hatte ich in besagter Nacht des 16.10.2011 auch noch technische Probleme ganz anderer Natur – nämlich konnte ich die CCD-Kamera nicht ordnungsgemäß hinter das Vergrößerungsokular schrauben und mußte die folgende Aufnahme rein nur mit der Brennweite des Spiegelteleskops machen (den Unterschied will ich hier jetzt gar nicht erklären). Das bedeutet jedenfalls eine zu große Vergrößerung und deshalb habe ich auch die Plejaden nicht vollständig in dieser Aufnahme enthalten (2 Sterne fehlen – nämlich Asterope und Taygete).
Und hier unten noch eine Darstellung eines Hobbyastronomen den ich im Netz fand, der seine Erfahrungen mit den Plejaden und seinem Feldstecher in einer Grafik dargestellt hat. So sehen sie vollständig aus:
Zurück zu meiner Astroaufnahme der Plejaden: noch eine Eigenheit des CCD-Chips ist es, daß er bläuliche Schleier und rote Punkte produziert, die ein durchgehendes Rauschen verursachen. Da ich viele Einzelbildaufnahmen schieße, die einen kleinen Kurzfilm ergeben, sieht man in diesen Kurzfilmen dieses Rauschen ganz deutlich und kann es genau abheben von den realen Sternenaufnahmen.
Mit einer Astrofotografie-Software die der Kamera beilag, kann man dieses Rauschen rausfiltern und somit nachbearbeiten. Aber bis ich mal die Zeit finde mich durch diese 100 Seiten durchzufressen, kann es noch dauern. Deshalb eben weiter oben nur die Rohfassung meiner Plejadenaufnahme.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch ein bißchen etwas über die Plejaden erzählen:
7 Hauptsterne kann man auch mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennen. Es handelt sich aber um mindestens 1200 Mitglieder bei diesem Sternhaufen.
Eine wunderschöne Aufnahme eines australischen Observatoriums zeigt die Brillianz der Erscheinung dieses Sternhaufens:
Hierbei handelt es sich aber um eine professionelle Langzeitaufnahme mit einem großen Teleskop. Das kann ein Hobbyastronom kaum oder nur mit gehobenen Geräten ähnlich erreichen. Lange Belichtung und automatische Nachführung des Teleskops sind dabei notwendig.
Zurück zu den Plejaden selbst: im Vergleich zu anderen Sternhaufen liegen die einzelnen Sterne nicht so nahe beinander. Die Ausdehnung des gesamten Sternhaufens beträgt 5 Lichtjahre. Die Plejaden sind ungefähr 125 Millionen Jahre jung und werden nach neuesten Berechnungen noch ca. 250 Millionen Jahre bestehen.
Die Entfernung zwischen uns und den Plejaden beträgt 380 Lichtjahre, das bedeutet, daß das Licht von diesen Sternen 380 Jahre zu uns unterwegs ist. Also wurde das Licht meiner Aufnahme vom 16.10.2011 um das Jahr 1631 abgeschickt! Eine Zeitmaschine der besonderen Art! Das ist faszinierend.
Die Plejaden zählen zu den ältest beobachteten Sternen in der Menschheitsgeschichte – schon vor 5000 Jahren wurden sie beobachtet – das geht aus archäologischen Funden hervor. Im alten antiken Griechenland z.B. war dieser Sternhaufen unter dem Namen „die sieben Töchter des Atlas“ beschrieben.
Eine seltene Begegnung ergibt sich manchmal zwischen Mond und Plejaden. Das war auch der Grund für meine Aktion am letzten Samstag (16.10.11). Die Plejaden standen nahe zum Mond. Allerdings werden sie noch seltener vom Mond auch verdeckt. Hier ein Bild einer Plejadenbedeckung aus dem Jahre 2007:
Das nächste Mal leider erst wieder 2024 so zu sehen.
letzten Samstag, den 22.10.2011 war wieder einmal AAF-Skywatch angesagt. Der Mars stellte sich zum Fotoshooting.
Leider gibt es bessere Marskonstellationen, wo man aufgrund der geringeren Entfernung zum Mars auch dessen Polkappe sehen kann. Diesmal war es nicht der Fall.
Dennoch ist dieses Marsfoto besonders gelungen, wie ich finde:
Bei der Vergrößerung war wieder einmal Luftunruhe in der Erdatmosphäre ein Handicap:
Leider werden die CCD-Aufnahmen nie so klar und scharf wie es das Teleskop eigentlich zeigt, aber vielleicht lerne ich noch den Dreh wie ich das 1:1 abfotografieren kann – soweit die CCD das erlaubt. Es ist noch kein Astrofotograf vom Himmel gefallen.
Und jetzt eröffne ich eine neue Rubrik der Astrofotografie – das künstlerische Astrofoto.
Ich stellte fest, wenn ich das Teleskop mit angeschlossener CCD etwas punkto Lichteinfall wegdrehe, dann reagiert die CCD ebenfalls mit unterschiedlichen Lichtabfilmungen des Objektes.
So gesehen konnte ich die Terminatorlinie des Mondes (das ist die Tag/Nachtgrenze) besonders hervorheben, also den Streifen der sich zwischen der Tag- und der Nachtseite befindet.
Besonder interessant zu erwähnen ist, daß ein Berg oder eine Kraterwand in der bereits dunklen Seite des Mondes hoch genug ist, um einen Teil des Sonnenlichtes der Tagseite noch zu reflektieren. Seht Ihr die helle Reflektion in Punktform, die sich aus dem Schwarz der Nachtseite abhebt?
Ein optischer Abdruck ganz anderer Art ist bei den folgenden Aufnahmen zu sehen, wo ich versuchte durch etwas Wegdrehen des Teleskops den gesamten Mondkorpus aufzunehmen. Also den gesamten Mondglobus (auch Nachtseite). Das gibt ein gewaltiges Bild – wie aus einer vollkommen anderen Ecke des Universums.
Leider produziert diese CCD Kamera bei solch verdrehtem Lichteinfall diese Pixelschlieren. Wenn man darüber mal hinwegsieht kommt der Effekt trotzdem gut rüber. Die Tag/Nachtgrenze ist auch hier wieder sehr spektakulär!
ZitatERSTMALS VERÖFFENTLICHT AM: 10. November 2011
Betelgeuze – eine Sonne der Kategorie „roter Superiese“ in unserer Weltraumnachbarschaft im Sternbild Orion
Hallo zusammen,
heute ein paar Zeilen (und eigenen Teleskopbildern) zum Stern Betelgeuze.
Betelgeuze ist von der Erde aus gesehen der 10. helleste Stern am Firmament und hat die 10.000-fache Leuchtkraft im sichtbaren Bereich des Lichts . Er hat den 662 - fachen Durchmesser unserer Sonne und würde er in einem Gedankenexperiment an Stelle unserer Sonne im Sonnensystem stehen, dann würde sein Umfang bis zur Jupiterumlaufbahn reichen!
Betelgeuze ist neben noch 2 anderen Sternen (z.B. Mira und Altair) einer der wenigen Sonnen, die mit derzeitiger Teleskoptechnologie als Fläche sichtbar ist. Seine Entfernung beträgt 640 Lichtjahre (plusminus 150 Lj. – die Entfernungsberechnung ist nicht exakt eingrenzbar).
In letzer Zeit las man auch immer wieder übertriebene Artikel im Internet, daß Betelgeuze bald in einer Supernova enden würde und wir auf der Erde in den „Genuß“ von deren Auswirkung kommen würden.
Das ist wie immer nur ein Halbwahrheitenstuß, da Betelgeuze vielleicht schon morgen, aber auch erst in 1000 Jahren zur Supernova werden könnte. Es ist nicht exakt datierbar auch nicht kleinräumig eingrenzbar. Jedoch konnten die Astronomen seit 1993 feststellen, daß der Duchmesser von Betelgeuze um 15 % geschrumpft ist und das läßt auf ein Finale in den nächsten 1000 Jahren schließen. Ob schon morgen oder erst im Jahre 3011 steht wahrlich in den Sternen.
Bei Sterntypen Marke Betelgeuze kann man im Falle einer Supernova mit einer Steigerung der Leuchtkraft um 16.000 fachen Anstieg rechnen. Da die Leuchtkraftwerte von roten Superriesen etwas variieren – wäre die Helligkeitszunahme so zwischen Halb- und Vollmond anzusiedeln!
Und der bei einer Supernova obligatorische Gammablitz wäre für die Biosphäre der Erde auch kein Thema, da die Rotationsachse des Sterns nicht in Richtung unserer Erde zeigt. Also, wenn es noch zu unseren Lebzeiten passieren sollte, dann wäre es höchstens ein nettes Hmmelsschauspiel und diese meine Teleskopaufnahme vom 7.11.2011 um ca. 2.00 Uhr wäre dann auch Geschichte:
Schön zu sehen der etwas ins rötliche gehende Farbstich des Sterns.
Bei so einem astronomischen Event wie einer Supernova, würde ich dann natürlich Extraschichten hinterm Teleskop schieben und genau dokumentieren, hehe. Wobei wir natürlich streng genommen, das Licht von Betelgeuze so sehen wie es vor 640 Jahren abstrahlte. Theoretisch könnte die Supernova bereits passiert sein, jedoch braucht dieses Event eben seine Zeit bis es für uns sichtbar wäre!
Hier noch ein Artikel, den ich aus mehreren ausgesucht habe, der eine der letzten Schrumpfungsmessungen dokumentiert:
ZitatERSTMALS VERÖFFENTLICHT AM: 28. Dezember 2011
ERDGERICHTETER CME KOMMT AM 28./29. DEZEMBER 2011 UND WÄRE REIN BODENBEOBACHTET NICHT ABZUSCHÄTZEN!
Hallo zusammen,
gestern konnte ich mir mal die Zeit nehmen und eine gezielte Sonnenbeobachtung mit meinem Teleskop durchführen. Gleichzeitig spielte die Sonne zu Weihnachten mal ordentlich Weihnachts-Rock´n Roll und sorgte für Action im Sonnenwetter.
Beide Anlässe fallen wieder einmal in die Kategorie „Zeit für ein Posting“ und so verbinde ich gleich beide Events:
Mein ärgerliches Mißgeschick vom 16.12.2011, als ich meine Komet Lovejoy – Beobachtung einstellen mußte, da ich auf mein Sonnenfilter-Aufsteckgerüst getreten bin, sind repariert und heute war mal zur Abwechslung gegenüber den letzten Wochen (außer von ein paar wenigen Tagen) kein Hochnebelfeld oder irgendwelche Wolkendecken im Weg.
Also, was geht ab bei der Sonne? Gehen wir es kalendarisch durch:
Zuerst mal zu einem Überblick mit 27.12.2011:
Links: SDO, NASArechts: MdR, AAF
Wie Ihr oben sehen könnt, existieren derzeit auf der Sonne 3 ausgeprägte Sonnenflecken(gruppen). Am 25.12.2011 schoß der damalig bezeichnete Sonnenfleck 1385 (der jetzt 1387 heißt, da sich in dem Areal ein neuer Sonnenfleck herausbildete) einen M4-Class Flare ins All. Eine ziemliche impulsive Gschichte.
Noch am selben Tag schoß ein sogenanntes Filament – eine Art „Glühfaden“ auch unabhängig von irgendwelchen Sonnenflecken, Sonnenplasma ins All. Hier ein Film des Beoabachtungssatelliten SDO darüber:
Und als Abschluß dieses „Weihnachts-Rock´n Roll“ der Sonne schoß am 26.12.2011 der Sonnenfleck 1387 eine erdgerichtete CME von sich! Hier eine Aufnahme von Stereo-B mit von mir eingezeichneten Orientierungspunkten:
Wie wichtig diese ganze Satellitentechnik im All ist, zeigen unter anderem auch meine bescheidenen Teleskopaufnahmen auf, da man diese Plasmawolke auf ihrer Reise selbst mit keinem Deut aus bodengestützten Instrumenten optisch nachweisen kann. Erst wenn Satelliten getroffen werden würden, wüßte man die Richtung und Intensität der CME´s. Es gibt zwar indirekte Nachweisverfahren, aber die Genauigkeit läßt da eher zu wünschen übrig, da es meist am Winkel des Auswurfmaterials scheiterte, bevor die Beobachtungssatelliten plaziert waren.
Zwar gibt es im Internet Hobbyastronomen-Aufnahmen, die zeigen, wie sie durch Glück und Zufall so eine CME (also den Ausbruch selbst) schon aufnehmen konnten (natürlich auch professionell von Institutionen), allerdings geht es wie immer bei solchen Rechnungen um das Resultat unterm Strich: und nur durch Beobachtungssatelliten wie Stereo´s, SOHO, SDO und auch europäische, japanische und russische Satelliten kann man „rechtzeitig“ die Richtung, Geschwindigkeit und die Intensität feststellen.
Was sind eigentlich CME´s? Hier ein kurzer Überblick:
CME´s sind Sonneneruptionen die Plasma ausstoßen. Die Austrittsquellen dieser CME´s sind meist die Sonnenflecken. Man bezeichnet sie auch als Flares (für blitzendes Licht), allerdings werden an mancher Stelle von der Formgebung her Unterschiede bei der Bezeichnung gemacht.
Unabhängig davon gibt es noch die sogenannten Filaments (für Glühdrähte/fäden) die manchmal sehr große Areale der Sonne betreffen können. Weitere Erklärungen zu den Filaments findet Ihr im Sonnensturm-Thread.
Das ausgestoßene Plasma besteht aus Elektronen, Protonen und zu kleinen Anteilen aus Kernen schwererer Elemente, wie Helium, Sauerstoff und Eisen.
Die „magnetische Rekonnexion“ (Neuverbindung) ist ein physikalisches Phänomen, bei dem sich die Struktur eines Magnetfeldes abrupt ändert und große Energiemengen freigesetzt werden. Vermutlich ist es unter anderem für Sonneneruptionen verantwortlich.
Zum Schluß noch zwei weitere Aufnahmen von mir, wobei ich bei der 11.15 Uhr – Aufnahme die Helligkeitsstufe erhöht habe:
Letztendlich wird diese CME am 28.12.2011 (eventuell auch noch am 29.12.2011) ohne große Turbulenzen vorbeiziehen, aber man sollte die Sonne prinzipiell weiter beobachten, weil – zwar statistisch relativ unwahrscheinlich – aber dennoch ein größerer Sonnensturm auch mal die Erde treffen könnte.
Von der Sonne aus betrachtet hat die Erde eine Größe von ungefähr einem Stecknadelkopf in 10 Metern Entfernung - - als Vorstellungsbeispiel angeführt. Also, die Wahrscheinlichkeit eher sehr gering. Aber wie wir alle wissen: „shit happens“ – und dadurch besser die Sonne unter Beobachtung stellen und rechtzeitig Vorkehrungen treffen können, wenn´s denn mal „happened“, als aus heiterem Himmel, dann mit unnötigen troubles sich herumzuschlagen!
PROTOKOLL EINER ASTRONACHT MIT MOND UND SATURN (3. auf den 4. März 2012)
Hallo zusammen,
letzte Nacht war produktiv – zumindest was die Anzahl der Astrofotos betrifft.
Ich habe mir günstig eine 2fach Barlow-Linse zugelegt, die die Brennweite meines Teleskops zusätzlich erweitert und dadurch größere Bilder erlaubt. Und letzte Nacht war Ersteinsatz.
Beim Mond gegen 21.00 Uhr war leider eine etwas stärkere störende atmosphärische Luftunruhe vorhanden, jedoch denke ich trotz der Erschwernis wurden die Bilder ganz ok.
Beim Saturn gegen ca. 3.30 Uhr am Morgen des 4.3.2012 waren dann leider noch schwierigere Bedingungen in Form von einer Mischung aus Dunst und Hochnebel vorhanden, die die Aufnahme sehr beeinträchtigten.
Aber jetzt zu den Aufnahmen:
Das Mondprotokoll zeigt in Einzelbildern den Mond – wie er eben an diesen Abend zu sehen war. Zusätzlich erlaubte ich mir besondere Örtlicheiten wie berühmte Krater und auch 2 Mondlandungsplätze einzuzeichnen.
Zu guter Letzt hier die durch die Wetterbedingungen aus Dunst und Hochnebel beeinträchtigte Aufnahme des Saturn. Eigentlich überlegte ich zu warten und vielleicht doch eine bessere Aufnahme bei guten Wetterbedingungen zu machen und erst dann hier einzustellen, aber warum sollten immer nur die besonders guten Fotos ihren Weg finden – immerhin kann man dann die hoffentlich besseren kommenden damit vergleichen.
Daten zum Saturn:
Durchschnittliche Entfernung zur Erde: 1.433,4 Millionen km Ein Saturnjahr: 29,46 Jahre Mittlere Orbitgeschwindigkeit: 9,69 km/s Umdrehung: 10 h 47 min
Außerdem fand ich im Netz auf einer Amateur/Hobbyastronomenseite eine Saturnaufnahme vom Vortag, die ein Hobbyastronom mit besserer Ausrüstung als meiner gemacht hat und stelle sie hier einfach zu meiner Saturnaufnahme dazu, um sich mehr vorstellen zu können.
SCHATTENSPIELE DES SATURN ALS BEISPIEL EINES ABWECHSLUNGSREICHEN SONNENSYSTEMS
Hallo zusammen,
wer sagt, daß da draußen im Sonnensystem nichts Interessantes zu beobachten wäre? Heute stelle ich mal die Schattenspiele des Saturn vor.
Am 15. April 2012 hatten wir die Saturnopposition des Jahres 2012. Das bedeutet, daß der gute alte Saturn seine Ringe vollständig zeigt. Kein Schattenwurf steht da im Weg.
Um den Unterschied zu verdeutlichen habe ich eine Gegenüberstellung eigener Teleskopaufnahmen der Tage 4.3.2012 und 18.4.2012 vorgenommen.
Hier mal die Aufnahmen von mir vom 18.4.2012 gegen 1.00 Uhr nachts – danach dann die Erklärung wie denn das abläuft:
Wobei meine 2. Aufnahme mit Hilfe eines UV+IR Filters im FL-Modus der Kamera aufgenommen wurde. Habe diesen Filter und Modus zum ersten Mal eingesetzt, weil sich in diesem Fall die Lichtstärke der Ringe erhöht, allerdings um den Preis eines Falschfarbenbildes.
Jetzt zur genauen Erklärung wie das zustande kommt:
Zum Schluß noch 2 Beispiele von richtigen Amateurastronomen, deren hochwertige Ausrüstung zeigt, was da drinnen ist mit heutiger Technik. Allerdings haben beide mit Filtern und Astrofotografiesoftware plus auch Photoshop bei dessen Aufnahme vom 3.3.2012 nachgeholfen (Ich bin da eher derjenige der meine Aufnahmen lieber naturbelassen hält).
„Das AAF unterstützt die NASA bei der Dokumentation dieses Ereignisses“
Hallo zusammen,
es war heute der Tag des Mondes im Jahr 2012! Er hatte seine größte Annäherung im Erdorbit mit 356.960 km!
Deshalb baute auch ich meine Ausrüstung auf und „begrüßte“ sozusagen den Mond live. Nach einigen Aufnahmen des Mondes ging es an die Datensichtung.
Als ich trotz der berühmten Luftunruhe und leichtem Hochnebel eine akzeptable Aufnahme ausfiltern konnte, dachte ich mir: warum nicht der NASA/Spaceweather diesen meinen bescheidenen Beitrag als Hobbyastronom zukommen zu lassen für die Fotodokumentation dieses Events! Gesagt - getan und somit auch dort offiziell abrufbar:
Für uns bedeutet 5.5.2012, 22.29 UTC umgerechnet den 6.5.2012, 0.29 MESZ
Eine kleine Erklärung zum Event selbst habe ich hier auch grafisch zusammengestellt:
Zuletzt sei den diversen Panikmachern im Netz entgegengesetzt, daß trotz der Nähe des Mondes zu dieser Zeit, keinerlei außergewöhnliche Auswirkungen zu erwarten sind: keine dadurch verursachten Erdbeben, keine bedrohlichen Fluten etc.
Es hält sich alles im normalen Rahmen – z.B. höchstens ein paar Zentimeter mehr könnte die Flut ausmachen, an manchen speziellen Küstenstreifen höchstens 15 Zentimeter mehr als üblich. Es ist eines der beststudierten Ereignisse der Astronomie.
Der Supermond-Event war zwar schon länger im Netz angekündigt aber trotzdem hier noch ein Link zum Einlesen ins Thema:
SONNENFLECK DES KALIBERS „GIGANTISCH“ ZIEHT GERADE AUF DER ERDZUGEWANDTEN SEITE DER SONNE VORÜBER.
Das sind die Kaliber, die bei erdgerichteten CME´s eventuell für einige Turbulenzen sorgen könnten.
Hallo zusammen,
am vergangenen Freitag konnte ich mir endlich die Zeit so einteilen, daß ich mein Teleskop Richtung Sonne richtete, um den Sonnenfleck AR-1476 abzulichten und unter die Lupe zu nehmen.
Es ist einer der größten in diesem derzeitigen Sonnenzyklus und wunderschön anzusehen. Er wird wohl noch so ca. eine knappe Woche auf der beobachtbaren Seite der Sonne zu sehen sein.
Hier mal ein paar Aufnahmen:
links:SDO, NASAlinks: MdR, AAF
Mit einem anderen Lichtfilter:
Dieser AR 1476 ist seit seinem Erscheinen auf der sichtbaren Seite der Sonne von 100.000 km auf mittlerweile über 160.000 km angewachsen. Es ist eine sehr aktive Region der Sonne!
Hier eine Vergrößerung mit 2-fach Barlow-Linse am Teleskop:
Und hier ein eigens erstelltes Video aus den (verkleinerten – wegen des Speicherbedarfs - ) Aufnahmesequenzen der Barlow-Linsen-Fotos des Teleskops, das auch sehr gut für Leser ohne eigene Teleskoperfahrung zeigt, wie schnell sich die Erde dreht und das Objekt im Teleskop schnell aus dem Fokus wandert. Weiters zeigt das Video genau auf, daß es sich bei den kreisförmigen Rändern um Verschmutzungen der Barlow-Linse handelt, da sie sich nicht mit der Sonne mitbewegen, sondern sich starr am Teleskop selbst befinden. (Das nur um eventuellen Hypern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, daß bei MdR-Aufnahmen da irgendwelche Raumschiffspheren fliegen – auf so eine Bullshitbehauptung habe ich keinen Bock!)
Ok, zurück zum ernsthaften Aspekt – hier das Video (es steht übrigens das Video auf dem Kopf, da es mir zu viel Arbeit war jedes einzelne Bild richtig vom Beobachterblickwinkel darzustellen – meine obigen Aufnahmen habe ich selbstverständlich richtig gedreht – Fleck zieht richtig von links nach rechts - - im Video aber - eben da am Kopf stehend – umgekehrt – geht nicht anders bei diesen Teleskopaufnahmen):
....Zeichenerklärung dazu:
Um sich etwas mehr unter den Größenangaben vorzustellen, sei darauf verwiesen, daß dieser Sonnenfleck eine 12-fache Aneinanderreihung der Erdkugel in der Länge fassen könnte!!
Hier habe ich ein Beispiel (Bild von SOHO) vom letzten Sonnenzyklus aus dem Jahr 2001 gefunden, wo man sieht, daß noch mehr an Größe geht und eine Erdkugel ist auch künstlich als Vergleichswert eingezeichnet:
Hier kann man nur mit Ehrfurcht die Größenordnungen im Sonnensystem anerkennen!
LG
MdR
(PS: vor dem Venustransit am 6. Juni 2012 sollte ich wohl noch die Barlow-Linse putzen )
Ich konnte beim Venustransit einige Aufnahmen machen, allerdings muß ich das alles noch sortieren und zusammenstellen. Schätze bis zum Wochenende kann ich hier einen kleinen Überblick einstellen.
VENUSTRANSIT 2012 dokumentiert und analysiert von MdR!
Hallo zusammen,
spät aber doch – kommen hier meine Aufnahmen des Venustransits vom 6. Juni 2012. Es war doch mehr Arbeit das auszuwerten und die Zeit war auch nicht so üppig vorhanden – aber jetzt, los geht’s:
Das Schöne ist, daß wie die Berechnungen zur Präzision der Himmelsmechanik es voraussagten, der Venustransit 2012 sich auch daran in der Praxis gehalten hat. Berufs- und Hobbyastronomen über den Globus verteilt, tauschten Daten und Bilder und einige Amateurastronomen taten es sich sogar an, das auch mathematisch zu checken wie ich auf manchen Internetseiten sehen durfte.
Hier noch zum Vergleich ein paar Bilder des Sonnenbeobachtungssatelliten SDO, die ich in 2 Filme zusammenfasste. Der unterschiedliche Betrachtungswinkel zwischen meinen Teleskopbildern von oben und den Bildern von SDO ergeben sich aus den von SDO ausgerichteten Sonnenäuquatorfokus und meiner Erdstandpunktposition (habe ich schon mal im Thread „Zuletzt gemachte Analysen“ erklärt).
MOMENTAUFNAHME DES SONNENSYSTEMS PER 28.7.2012: JUPITER UND VENUS
Hallo zusammen,
Am Samstag den 28. Juli 2012 war es mal wieder soweit. Wetter ganz ok und die neue Jupitersaison war auch am beginnen.
Hier erst mal der Status zum Sonnensystem: so schaut´s derzeit aus:
Zuerst will ich mir mal die Venus vorknöpfen. Nach dem Venustransit im Juni (siehe oberes Posting) ist die Venus bereits wieder in Turbomanier weitergedüst und ist leider nicht mehr so nahe und dadurch ist auch die Größe bzw. Sichtbarkeit dementsprechend.
Trotzdem ist es ein guter Zeitpunkt, da die Venus im „Zunehmen“ sich befindet – sprich bald der halbe Planet beleuchtet sein wird. Am 28. Juli waren es immerhin schon knapp 40% Phase!
Um unsere Fantasie zu bemühen: im umgekehrten Falle – also von der Venus aus gesehen – würde die Erde genauso groß erscheinen, allerdings umgekehrt beleuchtet und es wären wohl mehr Oberflächenstrukturen zu erkennen, das verhindert ja bei der Venus deren dichte Atmosphäre. Oberflächenstrukturen sind auf der Venus auch mit viel besserer Ausrüstung als der meinen, nur mit viel Glück abzulichten und dann erst bei größerer Phase.
Weiter zum Jupiter:
Jupiter hatte ich ja schon mal abgelichtet (siehe 2. Posting in diesem Thread und darin die Jupitermondbewegungen in 19 Stunden dokumentiert), diesmal und nach fast einem Jahr der Astrofotografie-Erfahrung versuchte ich auch die 2 Jupiterstreifen abzulichten. Auch nach genug Erfahrungen hinterm Teleskop ist die Astrofotografie ein ganz anderes Kapitel und ein Fingerspitzengefühl der u. a. Belichtung.
Doch zuerst einmal die bewußt etwas überbelichtete Aufnahme, damit ich auch die Monde auf das Foto bekomme. Da diese natürlich schwächer als Jupiter das Licht reflektieren, muß man mit der u. a. Belichtung rauf!
Danach der Versuch mit der richtigen Belichtung der Aufnahme, die zuvor durch das Teleskop zu sehenden 2 Jupiterstreifen auch auf den Film zu bekommen. Das gelang nur sehr schwer und bescheiden. Leider kann meine Kamera keine Langzeitbelichtungen und gegen „Bilderstacking“ (Übereinanderlegen und Hochrechnen mehrerer Bilder) bin ich aus „en nature“ Gründen (und dem Arbeitsaufwand ).
Aber wie man an der Position des Jupiters im zu Beginn gezeigten Sonnensystemstatus sieht, beginnt die Beobachtungssaison für Jupiter gerade und im Herbst haben wir dann Jupiter an seiner nächsten Position zur Erde und somit viel besser abzulichten – zumindest für meinen Aurüstungsbackground.
Trotzdem kann man auch mit etwas kleinerer Ausrüstung genug beobachten, wie man auch an den einzelnen Postings in diesem Thread sehen kann: von den Schattenwürfen des Saturn auf seine Ringe, über die Bewegung der Jupitermonde, bis zum Venustransit etc.
PUNKTUELLE LICHTANOMALIE IM MONDGEBIET VON „SINUS IRIDUM“
Hallo zusammen,
diesmal eine Analyse, die aufgrund der Ausgangsbasis, die in einer eigenen Teleskopbeobachtung liegt, hier im AAF-Skywatch-Thread behandelt wird!
In der Nacht auf Sonntag, den 12. August 2012 war wieder einmal Himmelsbeobachtung angesagt. Es zogen zwar immer wieder Wolkendecken durch, aber dazwischen konnte man schon auch mit dem Teleskop arbeiten.
Neben der Laune dafür, war auch die derzeitige Mondphase Schuld am „fröhlichen Werkeln“ ! Weil die Terminatorlinie (Tag/Nacht-Grenze) am Mond derzeit durch interessante Gebiete des Mondes führt.
Das Gebiet von „Sinus Iridum“ ist ein markanter Halbkreiskrater im nördlichen Teil des Mondes gelegen, der an der Terminatorlinie des 12. August 2012 liegt.
Und ich wurde nicht enttäuscht: ein Teil des Halbkreiskraters befand sich auf der Nachtseite des Mondes, war aber durch die Höhe des Kraterrandes doch noch vom Sonnenlicht beschienen. Ein gewaltiger Eindruck für einen Beobachter.
So weit – so gut. Allerdings fiel mir nach einigem Wechsel der Okulare und dadurch Vergrößerungen, eine Lichtreflexion (eher Anomalie) an einem Kraterrandgebiet auf, der vollkommen auf der Nachtseite des Mondes lag – eigentlich am Ende des Teils des Kraterrandabschnitts auf der Nachtseite!
Eigentlich wollte ich bei dieser Teleskopsitzung gar keine Aufnahmen machen, aber durch diese Lichtanomalie (will sie mal vorsichtig so bezeichnen), wollte ich das schon auch dokumentieren – auch für eventuelle nachträgliche Analysen. Und so kam´s ja auch!
Das eher Herausstechende an dieser Lichtreflexion am Ende des Kraterrandes war ein leicht ins rötliche Lichtspektrum verschobener Widerschein des Sonnenlichts. Das haben Kraterränder in der Regel eigentlich nicht und da sich dieser Rand des Kraters auch noch auf der Nachtseite befand – erschien es mir zumindest „nachgehenswert“!
Hier mal zur Orientierung eine Aufnahme von mir vom 3. März 2012, wo man das angesprochene Gebiet in voller Sonnenbestrahlung sehen kann und keinerlei Auffälligkeiten stattfanden (gut, die Sonne schien am 3. März auch eher von der anderen Seite auf dieses Gebiet).
Und dann gleich dazu die aktuellen Aufnahmen des Gebietes vom 12.8.2012, worin man die Auffälligkeit halbwegs sehen kann (live im Teleskop war es viel offensichtlicher!):
Nun gut – soweit die Beobachtung und Vorgeschichte.
Was haben wir: eine hohe Kraterwand, die sich weit über die Terminatorgrenze auf die Nachtseite des Mondes erstreckt. Durch die Höhe wird das Sonnenlicht trotzdem reflektiert und zurückgeworfen, aber am Ende des Kraterrandes erscheint eine punktuelle Lichtreflexion, deren Farbe leichte Rottöne beinhaltet. Laut Erfahrung mit anderen das Sonnenlicht reflektierenden Kraterwänden, sollte es da keine Rotanteile im Licht geben.
In der Tradition der Analyse von Vernunft und Ausschlußregel muß es sich um Material auf/an der Kraterwand handeln, das das Sonnenlicht so zurückwirft.
Also brauchte ich Referenzbilder von Hobby- oder Amateurastronomen von genau dieser Region und im besten Fall auch mit dem gleichen Sonnenlichteinfallswinkel!!
Eine Recherche auf diversen Astrofotografie und Amateur/Hobbyastronomieseiten begann. Viele Bilder, aber keines mit den richtigen Lichteinfallswinkeln und Vergrößerungen des Gebietes war vorerst zu finden.
Aber dann! Ich stieß auf die Aufnahme eines Amateurastronomen namens Paolo R. Lazzarotti – ein Foto vom 15.8.2009 mit fast gleichen Lichtbedingungen – zwar in schwarzweiss aber trotzdem klar in der Auswertung der Definition dieser scheinbaren Anomalie. Allerdings war der Kraterrand bei ihm noch fast vollständig auf der Tagseite des Mondes! Fast, weil es aus analytischer Sicht trotzdem ideal zum Vergleichen war.
Und man konnte auch sehen, daß diese Lichtreflexion auf den Bestandteilen des Gesteinsmaterials dieses Teils des Kraterrandes resultierte. Aus dem und aus der besonders eigenwilligen Formung dieses Teils des Kraterrands! Das Gestein, der Winkel und die „bauchförmige“ Wölbung rufen eine Lichtreflexion hervor, die aus der normalen Lichtspiegelung des Kraterrandes heraussticht!
Somit war diese Lichtanomalie an diesem Kraterabschnitt klar. Das Schöne ist, daß ich mit meiner kleinen Ausrüstung auch diese Besonderheit dieses Teils des Kraterrandes dokumentieren konnte.
Zwischen der Ausrüstung des Herrn Lazzarotti und meiner Ausrüstung liegen Welten. Ich habe im Netz mal nach seinem Teleskoptypus gegoogelt: das gute Teil bekommt man für 5.900 Euro! Das liegt in unerschwinglicher Ferne im Land Utopia....
Dennoch, das sind die Analysen, die wirklich Freude machen: Beobachtungen mit kleiner Ausrüstung stellen etwas Auffälliges fest und dann macht man einen Abgleich mit Kollegen mit High Tech – Ausrüstung vom Feinsten und kann den Dingen auf den Grund gehen.
Genau so soll es ablaufen!
Hoffe es war für Euch auch so spannend wie für mich!
ZitatERSTMALS VERÖFFENTLICHT AM: 12. September 2012
Asteroiden oder Kometen - Einschlag auf Jupiter am 10.9.2012 beobachtet von einem Amateurastronom aus Dallas/Texas.
Hallo zusammen,
eigentlich arbeitete ich gerade an der Bilderauswertung meiner Venusaufnahmen vom 7.9.2012. Aber durch aktuelle Ereignisse vom 10.9.2012 durch einen Asteroiden oder Kometeneinschlag am Jupiter, dokumentiert durch einen amerikanischen Amateurastronomen, unterbreche ich mein vorgehabtes Posting und schiebe dieses Posting über Jupiter ein!
Es konnte dank der Arbeit eines Amateurastronomen aus Dallas/Texas in einem Kurzvideo, gemacht von einer Webcam hinter einem Schmidt-Cassegrain 12“ Teleskop, dokumentiert werden.
Es ist der bereits 6. Einschlag auf Jupiter, der insgesamt dokumentiert werden konnte:
1.) März 1979: Die Raumsonde Voyager 1 konnte bei ihrem Anflug auf Jupiter einen Feuerball dokumentieren. 2.) Juli 1994: Der Komet Shoemaeker/Levy 9 schlägt auf Jupiter unter der Beobachtung zahlloser Amateur/Hobbyastronomen und den professionellen Instituten ein. Es wurde auch in den Medien dokumentiert. 3.) 19. Juli 2009: ein weiterer Einschlag 4.) 3. Juni 2010: ein paar Tage vor diesem Einschlag war noch das Hubble auf Jupiter gerichtet und es konnte kein Asteroid/Komet gesichtet werden. Ein paar Tage danach gab es den weiteren Einschlag. 5.) 20. August 2010: der japanische Amateurastronom Masayuki Tachikawa berichtete von einem „Aufblitzen“ auf Jupiter und damit von einem Einschlag. 6.) 10.9.2012: der aktuelle Bericht aus Dallas/Texas
Ich selbst machte am 7.9.2012 noch eine flüchtige Aufnahme von Jupiter (obwohl ich mich an diesem Tag auf die Venus konzentrierte) und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen (nun, immerhin 3 Tage vor dem Einschlag).
Hier die besagte Aufnahme des texanischen Amateurastronomen George Hall vom 10.9.12 mit einem 12“ Schmidt-Cassegrain Teleskop in Schwarzweiss und daneben meine Aufnahme vom 7.9.12 mit einem 3“ Newton Teleskop in Farbe (habe bei dieser Aufnahme die Farbsättigung gegenüber der letzten Aufnahme reduziert):
Zum Vergleich:
Die 2 Streifen des Jupiter sind bei den beiden Aufnahmen deswegen unterschiedlich ausgerichtet, da es sich einerseits um verschiedene Tage handelt, aber vielmehr weil die Uhrzeit eine andere war! Man muß weiters die Zeitdifferenz Texas-Österreich zusätzlich umrechnen. Dadurch steht Jupiter beim Texaner schon erheblich höher als bei meiner Aufnahme.
Da die Himmelskörper von der Erde aus einen Halbkreis am Himmel ziehen (wir kennen das ja bereits alle von der Mondbeobachtung), gehen die Jupiterstreifen mit dem Jupiter genauso wie z.B. die Mondphasen in diesem Halbkreis über unseren Himmel.
In Zukunft werde ich zu meinen Farbaufnahmen auch Schwarzweiss-Aufnahmen machen. Weil bei Schwarzweiss-Fotos Strukturen besser rauskommen. Ich konnte das auch bei den Venus-Aufnahmen dieses Tages sehen, aber dazu kommt noch ein Posting in den nächsten Tagen.
Weitere Infos zum Jupiter-Einschlag vom 10.9.12 können hier nachgelesen werden:
Hier noch ein Bild vom japanischen Amateurastronomen aus dem Jahr 2010. Jupiter hatte damals nur einen Streifen - - diese Streifen können in bestimmten Abständen verschwinden und wieder auftauchen (chemische Veränderungen in der Zusammensetzung der oberen Atmosphäre des Jupiter).
Jupiter bleibt der Gravitations-Schild für unser inneres Sonnensystem: wie ein Staubsauger zieht er Asteroiden und Kometen an sich bevor sie in das innere Sonnensystem kommen können. Allerdings schafft er auch nicht alle – darum gibt es ja die NEO´s - die Liste der „Near Earth Objects“. Jedoch hätten wir vielmehr „Gäste“ in unserer Nähe, wenn Jupiter nicht fleißig „putzen“ würde!
ZitatERSTMALS VERÖFFENTLICHT AM: 16. September 2012
VENUS IM LAUFE VON 6 WOCHEN UND EIN HAUCH VON ATMOSPHÄRENSTRUKTUR IM „IR-UV-FILTER“
Hallo zusammen,
Nachdem ich obiges Posting wegen eines Asteroiden/Kometen-Einschlags auf Jupiter eingeschoben habe, komme ich nun endlich zur Vorstellung von 6 Wochen Venusverlauf.
In diversen Astroforen kundig gemacht, konnte ich erfahren, daß man mit Glück (geringe Luftunruhe, halbwegs gutes Seeing) unter Verwendung eines IR-UV-Filters doch auch mit kleineren Teleskopen einen Hauch von Venusatmosphärenstruktur erkennen kann.
Gesagt – getan – und schon gings an „Werkeln“ am 7.9.2012! Abgesehen davon hatte ich ja schon den Schattenwurf des Saturn über einen gewissen Zeitraum in diesem Thread vorgestellt und nun geht´s auch bei der Venus daran.
So sieht der Phasenverlauf und die Umlaufbahnposition aus:
Venus hat in diesen 6 Wochen „zugenommen“ und ist aufgrund des Abstands zur Erde auch kleiner geworden. Nachdem wir also schön so einen Abschnitt eines Venusumlaufs sehen konnten, geht´s nun an den IR-UV-Filter und an die schwierigen Einstellungen dafür an der CCD-Kamera am Teleskop.
Der Tip aus den diversen Astroforen war obendrein – den IR-UV-Filter nur in Kombination mit einer Schwarzweiss-Aufnahme durchzuführen.
Und so schaut´s aus:
Der Sinn dieses Threads ist ja unter anderem die astronomische Beobachtung auch mit kleineren Teleskopen schmackhaft zu machen. Wie man sehen kann – hat man auch ohne die Unsummen, die Amateurastronomen in ihre Ausrüstung stecken, seinen Anteil an den Schönheiten des Universums.
INDIZIEN DEUTEN DARAUF HIN: JUPITERSTREIFEN VERÄNDERN SICH NICHT NUR HORIZONTAL – SONDERN AUCH IM ABSTAND ZUEINANDER!
EINE BEGINNENDE LANGZEITANALYSE!
Hallo zusammen,
als ich meine letzten Jupiteraufnahmen sortierte und analysierte, stellte ich etwas Verblüffendes fest: die sich immer in Bewegung befindlichen 2 Jupiterstreifen scheinen sich auch im Abstand zueinander in kürzesten Zeiträumen zu verändern!
Hier mal zum Überblick eine Zeitrafferaufnahme der Jupiterstreifenbewegung innerhalb von Stunden, gemacht von der Voyager-Sonde in den Spätsiebzigern:
Dazu eine kürzere Stundensequenz des gesamten Jupiter:
Das einmal zum Grundverständnis der Jupiterstreifenbewegungen!
Weiters gibt es vorwegzunehmen, hatte sich der Südstreifen des Jupiter im Jahr 2010 vollständig aufgelöst und nur mehr der Nordstreifen war sichtbar. Hier zwei Aufnahmen vom Hobbyastronomen Ziad El-Zatari:
Und hier eine weitere Hobbyastronomenaufnahmen von Ian Musgrave
Soweit also zu den natürlichen Abläufen der 2 Ammoniakbänder des Jupiter.
Jetzt fokusierte ich bei der Durchsicht meiner eigenen Astroaufnahmen, daß auch der Abstand zwischen Nord- und Südstreifen binnen nur einem Monat variierte! Um das gegenzuprüfen, verglich ich meine Aufnahmen mit Amateurastronomenaufnahmen zum ca. gleichen Zeitpunkt und „ZACK“ – es ist nicht nur auf meinen Aufnahmen – die anderen Aufnahmen bestätigen meinen Eindruck ebenfalls:
Um das weiter in ein vernünftiges Dokumentieren zu gießen, muß ich das über den Zeitraum wenigstens eines Jahres weiter beobachten und festhalten! Das Schöne daran ist, daß man mit einer kleineren Ausrüstung wie meiner auch diese Auffälligkeiten entdecken und es mit den höherwertigen Equipments der anderen Hobby- und Amateurastronomen gegenprüfen kann.
Hier noch einige Links von den Seiten der Amateurastronomenbilder:
ZitatERSTMALS VERÖFFENTLICHT AM: 17. November 2012
FOLGEANALYSE ZU OBIGEM POSTING DER BEGRENZT VARIABLEN JUPITERSTREIFEN UND WEITERS JUPITERAUFNAHMEN VOM 16.11.2012 UM CA. 1.35 UHR.
Hallo zusammen,
die Frage aus dem vorhergehenden Posting über den variablen Abstand der 2 Ammoniakstreifen des Jupiter finden einen Lösungsansatz.
Die Jupiteratmosphäre in den höheren Lagen ist in ständiger Bewegung. Als 2010 Jupiter nur mehr einen sichtbaren Ammoniakstreifen hatte (siehe obiges Posting mit den 2010-Aufnahmen), wurde das Verschwinden des einen Streifens mit einer Eiskristalldecke erklärt, die sich über die Lagen des dunklen Bandes legte. Diese reflektierten einen hellen Wiederschein.
Aus diesem Beispiel erklärt sich auch in einem Lösungsansatz meinerseits, die Variabilität des festgestellten überschaubaren Streifenabstandes.
Doch zuerst einmal meine letzten Teleskopaufnahme von voriger Beobachtungsnacht:
Jetzt zum Abstand der Ammoniakstreifen:
Die überschaubare Variabilität der Jupiterbänder wird an den Grenzen der Streifen durch starke Verwirbelungen einerseits des großen roten Flecks, aber andererseits durch Verwirbelungen entlang der Streifen selbst erklärbar. Da die dunklen Bänder eigentlich Wolkenschluchten aus kühlerem Material sind, das absinkt und die hellen Zonen der oberen Atmosphäre höhere Wolkenschichten aus wärmerem Material darstellen, kann es bei heftigen Verwirbelungen an den Grenzen der Zonen zu Helligkeitsunterschieden kommen – siehe auch die weiter oben erwähnten Eiskristalle, die 2010 sogar einen Streifen verschwinden ließen.
Allerdings haben diese Farbunterschiede durch Verwirbelungen an den Rändern der Streifen unterschiedliche Farbnuancen, die mit entsprechend größeren Teleskopen mit besserer Auflösung sehr wohl noch hellere Töne des Brauns der Streifen darstellen können. Da sind kleineren Teleskopen Grenzen gesetzt, da diese die Grenzfarben dann als hellere Zonen darstellen. Dennoch kann man die überschaubaren variablen Abstandsunterschiede erkennen.
Hier mal eine Grafikzusammenstellung zur Natur der Streifen:
Die eine kleinere Grafik in grauer Farbe im oberen Bild über die Warm/Kalt –Verteilung ist ein wenig verwirrend dargestellt: es wird von einer kalten Zone gesprochen, die aber eigentlich warme Gase aufsteigen läßt, die dann im dunklen Jupiterstreifen abkühlen und dadurch absteigen. So gesehen sammeln sich kältere Gase in den dunklen, tieferliegenden Streifen.
Auf jeden Fall eine interessante Sache diese Lebendigkeit der Jupiteratmosphäre.
Jahresvergleich der Saturnbeobachtungen 2012 zu 2013
Hallo zusammen,
nach einem langen und zur Sternbeobachtung eher miesen Winter, bot sich am 11. April 2013 wieder einmal ein Nachthimmel an, der es auch lohnte die CCD-Kamera an das Teleskop anzuschließen.
Auch wenn sich diese Beobachtungsnacht durch eine äußerst turbulente Luftunruhe in der oberen Atmosphäre auszeichnete, war doch zumindest eine nebelfreie Sicht möglich und Saturn konnte nun auch 2013 in ein paar Aufnahmen abgelichtet werden.
Wir stehen kurz vor der jährlichen Opposition des Saturn zur Erde, wo Saturn keinen Schatten auf seine Ringe wirft. Aber eben nur „kurz“ davor!
Ein kleines Stückchen fehlt noch – trotzdem hier mal die fast schattenfeie Ringansicht vom Saturn des 11.4.2013:
Da sich die Ebene der Umlaufbahnen von Erde und Saturn im Laufe der Bewegung und Treffpunkte der Planeten über die Jahre zueinander verändern, verändert sich auch die Ringansicht – eben der Winkel – der Beobachtung. Hier mal die Oppositionen von 2001 bis 2029 zum Verständnis:
Und hier der Vergleich meiner eigenen Teleskopaufnahmen der Jahre 2012 und 2013 dazu:
In der Amateurastronomenszene mit Topausrüstung fand ich eine Aufnahme nur 3 Tage später als meine 2013er Aufnahmen geschossen:
Ein bewegtes Universum da draußen – und präzise in seinen Bewegungen.
Wünsche uns allen noch ein 2013 unter dem Motto „Clear Skys“, damit wir noch weitere schöne Beobachtungsnächte dieses Jahr erhalten.
Beobachtungsbericht einer Nacht mit Mond und Uranus
Hallo zusammen,
es war wieder mal soweit! Eine Nacht unter dem Sternenhimmel mit einem großen Vorhaben: URANUS !
Der Planet Uranus ist mit dem freien Auge nicht sichtbar und wenn man nicht gerade einen Navi-Astrocomputer ans Teleskop angeschlossen hat, der automatisch den Planeten anfährt, dann muß man - wie ich eben manuell den Planeten ansteuern.
Das wurde durch die Begegnung des Mondes mit Uranus in dieser Nacht erheblich erleichtert und ich konnte meine ersten Uranus-Bilder schießen!
So war die Ausgangslage im Sonnensystem:
Die erstere Aufnahme war durch ein kurzes, sogenanntes Luftloch – einen Moment der Luftruhe ohne Turbulenzen in der oberen Erdatmosphäre begünstigt. Dies war bei einem weiteren Versuch mit höherer Vergrößerung nicht mehr so günstig.
Jedenfalls brauchte dieses Licht vom Uranus bis ins Teleskop 2 Stunden und 45 Minuten, da Uranus 3 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt ist und somit die doppelte Entfernung des Saturn zur Sonne hat!
Auch den Amateurastronomen mir ihren Top-Ausrüstungen, die Uranus ablichten wollen sind bei solchen Entfernungen und Lichtschwäche Grenzen gesetzt. Hier eine Vergleichsaufnahme eines Amateurastronomen, der durch eine Langzeitbelichtung natürlich auch mehr Licht sammeln konnte und allein dadurch schon mehr „drauf“ hat – abgesehen von der höheren Vergrößerung:
Hier noch einige Infos zu Uranus:
Das Besondere an Uranus ist ja, daß er praktisch am Bauch rollend seine Umlaufbahn abarbeitet. Der Äquator liegt quer zur Bahnebene.
Da der Mond sich ebenfalls anbot, begann ich in dieser Nacht auch mit ihm und konnte einige interessante Aufnahmen machen.
Zuerst einmal eine Gesamtansicht des Mondes:
Kennt ihr eigentlich die Alpen und das Alpental am Mond? Ja, die gibt es wirklich und ich konnte zum ersten Mal bei einer Aufnahme aufgrund der günstigen Beleuchtung der Mondphase das Alpental nachweisen.
Info zu den Mondbergen allgemein:
ZitatDa es auf unserem Erdtrabant keine Plattentektonik gibt, existieren dort auch keine Faltengebirge wie auf der Erde. Bei uns entstanden die meisten Hochgebirge, als zwei Kontinentalplatten aufeinander trafen. Obwohl es auf dem Mond ebenfalls imposante Gebirge gibt, die nach ihren irdischen Vettern benannt sind, haben sie einen anderen Ursprung. Mondgebirge wie Alpen, Appeninen oder Karpaten sind die Überreste der Ringwälle, die die Mondmeere umgeben. Sie sind meist nur 15 bis 20 Grad steil, in Ausnahmefällen können sie aber auch bis zu 35 Grad steil sein.
Neben diesen Gebirgszügen gibt es auch Einzelberge, die aus den Mondmeeren herausragen. Sie sind die Überreste der ursprünglichen Kruste, die nicht von der Lava bedeckt wurde. Etwas mehr als ein Dutzend solcher einzelnen Gebirge sind derzeit bekannt.
Info zu den Mondtälern – speziell das Alpental:
ZitatDie Täler haben ebenfalls eine andere Geschichte als ihre irdischen Pendants – sie entstanden nicht durch Flüsse oder Gletscher. Am bekanntesten ist das Alpental, das zugleich eine auf dem Mond einmalige Entstehungsgeschichte hat: Es entstand, als sich durch seismische Aktivitäten senkrechte Risse im Gestein bildeten, das dann nach unten einbrach. So entstand ein 180 Kilometer langer Einschnitt in den Mondalpen.
In der Mitte des Alpentals verläuft eine Rille, die wie die übrigen Mondrillen einen eingestürzten, unter"irdischen" Lavakanal markiert. Einst grub sich ein heißer Lavastrom in die Landschaft ein, wobei die Lava an der Oberfläche rascher erstarrte, während die darunter liegende Lava noch abfließen konnte. Später stürzte dann die Decke über dem verbliebenen Hohlraum ein, sodass wir eine Rille oder gar ein ganzes Tal erkennen können.
Da sogar ich mit meiner Sparausrüstung das Alpental nachweisen konnte – obwohl nur 10 Kilometer breit und 170 Kilometer lang - will ich hier doch mal eine Vergleichsaufnahme eines Amateurastronomen mit Spitzengerätschaft dem gegenüberstellen – mehr geht aber auch nicht mehr, diese Auflösung ist der absolute Gipfel:
Man sieht also, was in der Amateurastronomieszene da alles an HighTech drinnen steckt und dadurch für Möglichkeiten. Nicht umsonst bitten die Berufsastronomen diese Amateure mit Top-Ausrüstung um Mithilfe bei bestimmten Themenschwerpunkten. Und selbst die Hobbyastronomen, die mehr auf Sparflamme beim Equipment unterwegs sind, können schon die eine oder andere Mithilfe vorweisen.
Und zu guter Letzt, war es mir aufgrund des Lichteinfalls und Mondphase in dieser Nacht möglich, das Landegebiet der 1. Mondlandung von Apollo 11 in einem guten Schnappschuß auf Bild zu bannen.
EDIT 31.7.2013 zu Apollo 11 Landegebietaufnahme: nach erneuter Überprüfung mit Mondkarten befindet sich der Landeplatz ca. 3 mm höher auf der Aufnahme
Eine Ereignis- und erfolgreiche Beobachtungsnacht bei satten 27° C Außentemperatur neigte sich somit zu Ende.
Einer der Beweggründe dieses Thementhreads war ja auch, jene Astronomieinteressierten zu motivieren, eben auch mit einer kleineren Sparausrüstung sich ans Sternenmeer zu wagen. Man sieht ja hier, was auch mit einem Newton 3“er alles drinnen ist zu beobachten und man hebt ab von diesem Planeten und ist mittendrin im Kosmos!
Der frühe Morgen des 17.10.2013: ein besuchter MARS und ein verpasster Komet ISON!
Hallo zusammen,
der Wetterbericht versprach einen prachtvollen Sternenhimmel und daraufhin stellte ich den Wecker auf 5.00 Uhr früh und wollte in Folge Komet Ison „jagen“ und dem Mars ein „Stelldichein“ liefern.
Leider brauchte der Aufbau der Ausrüstung mit verschlafenen Augen mehr Zeit als gedacht und ich hatte weniger Zeit als gewollt bis die Sonne ihr Licht in den Sternenhimmel streute.
Dennoch gelang in punkto Mars einiges – obwohl er derzeit noch relativ weit weg von der Erde steht:
In punkto Komet ISON passierte mir ein Pfusch! Da es mein erstes Kometen-Astro-Foto werden sollte, war ich so darum bemüht mich mit den Belichtungsreglern der CCD-Kameraeinstellungen herumzuspielen, daß ich aufgrund der Bildumkehr im Teleskop (Bilder stehen im Teleskop auf dem Kopf, wenn kein Umkehrspiegel zwischengesteckt ist), mit der falschen Seite des Marsumfeldes beschäftigte.
Ich habe den Fokus schlicht und ergreifend auf die falsche Seite des Mars gerichtet!
Natürlich war da kein ISON zu finden, aber ich bemühte mich im Eifer um so mehr.
Als ich draufkam war es schon zu spät und ich wollte den Mars noch vor Tageslicht aufnehmen! Das gelang dann auch:
(Allerdings diesmal ohne meiner geschätzten „Barlow-Linse“ die nochmal vergrößert hätte. Aber ich wollte ja größeres Sichtfeld wegen der Isonjagd!)
Natürlich machte ich auch noch eine „Invertierung“ der Aufnahme (Farbumkehr), weil man da einen Kometen laut manchen Amateurastronomen besser vom aufgenommenen Sternenhimmel unterscheiden kann – aber wenn es die falsche Seite beim Mars ist, dann bleibt Nichts eben Nichts – außer dem Mars selbst.
Laut Calsky-Simulator wäre Ison eben auf der anderen Seite gewesen. Also einfach gesagt – auf meiner Aufnahme mindestens noch 1 ½ mal in Richtung oberer linken Ecke wie vom Mars zur Aufnahmeecke.
Also bleibt die Jagd auf Ison mal für unbestimmte Zeit auf der Liste.
Allerdings war der Besuch beim Mars ein Erfolg. Meine Originalaufnahme vergrößert - und es ist sogar Oberflächenstruktur zu erkennen:
Hierzu möchte ich mal ein bißchen auf die Marsoberfläche eingehen. Vor allem die „Syrtis Major Planitia“ vorstellen, die ja auch zum Zeitpunkt des 17.10.2013 um 6.15 Uhr erdgewandt war:
Aus dem Marsorbit von einer Raumsonde aufgenommen sieht das Gebiet dann so aus:
Weiters habe ich mal eine Marskarte mit allen bisherigen Marslandungen zusammengestellt:
Und zum Abschluß eine Marskarte mit allen Hauptlandschaftsformen zur allgemeinen Orientierung:
Mars war die Beobachtung wert und der Komet Ison ist mir aus eigenem Fehler entwischt, aber der bleibt auf der Liste! Und zur Beruhigung dieses „Hoppalas“ erinnere ich mich an das Hoppala der NASA, die weder durch die Marsrover noch durch die im Marsorbit befindlichen Raumsonden es geschafft haben Komet Ison abzulichten. Obwohl, die haben es auch sehr schwer gehabt, da die Teleskope auf den Marsorbitern für die Oberfläche des Mars konzipiert wurden und ursprünglich keine Astrofotos schießen sollten. Tja – so einfach wie auf der Erde Landschaft zu fotografieren ist es mit der Astrofotografie nicht, weder im Großen noch im Kleinen!
Trotz schlechten Sichtverhältnissen an diesem Tag konnte ich dem Jupiter einige Infos entlocken.
Hallo zusammen,
Über meinem Beobachtungsort hängte eine Dunstwolke und darüber gab es atmosphärische Luftunruhe, dennoch baute ich meine Ausrüstung auf, um das Teleskop auf Jupiter zu richten und wieder einmal den Status der Jupiteratmosphäre zu checken.
Wie wir bereits aus weiter oben stehenden Jupiter-Beobachtungsberichten meinerseits wissen, sind die Jupiterbänder (Jupiterstreifen) veränderlich. Sowohl was den Abstand zwischen Nordband und Südband betrifft, als auch bei der Breite der Streifen selbst.
Die Jupiteratmoshäre ist in ständiger Bewegung! Zusätzlich mischt auch der GRF – der Große rote Fleck im Südband des Jupiter kräftig an dessen Aussehen mit.
Ich verschoss an diesem Tag 8 Serienaufnahmen mit so zwischen je 70-120 Einzelbildern in dieser Nacht. Die Dunstschicht und die darüberliegenden Turbulenzen der Erdatmosphäre ließen mich ziemlich ins Schwitzen kommen, mit den Einstellungsreglern der CCD-Kamera doch noch ein brauchbares Bild aufzunehmen.
Da ich es ablehne die Aufnahmen zu „stacken“ (Bilder übereinander gelegt und zu einem Summenbild hochgerechnet), weil ich es so wie im Teleskop auch visuell zu sehen war, zeigen will – muß ich mich dann im Anschluß an die Teleskopsitzung mit mehreren Serienaufnahmen zu einigen hundert Einzelbildern auseinandersetzen und händisch aussortieren.
Diesmal war es besonders schwierig, aber ein Bild will ich dennoch zeigen – es war das Beste an diesem schlechten Sichtbedingungs-Tag.
Etwas, das mir auch schon vor den CCD-Aufnahmen auffiel, war der Eindruck beim direkten Durchschauen im Teleskop, daß das Nordband Jupiters im Gegensatz zu den Beobachtungen des letzten Jahres viel schmäler aussah. Aber durch die schlechten Sichtbedingungen das Flackern der Luft und dem diffusen Dunst war das alles sehr anstrengend.
Erst durch das zuerst Abchecken der eigenen Aufnahmen aus 2012 und dann der Vergleichsbilder von Hobby- und Amateurastronomen im Netz wurde mir mein Eindruck bestätigt:
Jupiters Nordband ist schmäler geworden seit letztem Jahr und die beiden Bänder (Nord/Süd) sind wieder enger beisammen!
Wie wir aus meinen Jupiter-Postings weiter oben wissen, sind diese Bänder in Wirklichkeit Wolkenschluchten, die einer ständigen Veränderung unterliegen! (Siehe dazu die Erklärungen vom November 2012 weiter oben in diesem Thread!)
An dieser Stelle auch ein Lob an die Amateurastronomin Silvia581, die mit Top-Ausrüstung auch eine Spitzenaufnahme vom 25.10.2013 schoß, wo man die Auswirkungen des GRF auf das Südband Jupiters gut erkennen kann:
Letztendlich sehen wir, wie viel „Action“ da im Sonnensystem abläuft in den natürlichen Kreisläufen und der Sternenhimmel ist nicht starr, da ist viel zu sehen – man muß nur hinsehen. Vielleicht bekommt ja der eine oder andere auch einen Guster sich das mal durch ein Teleskop anzusehen und das Gesehene auch in der astronomischen Fachliteratur nachzulesen.